Weinzirkel Dionysos

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14.06.2024
Weinreise

Eindrücke

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Diner Dionysos 2010

Diner Dionysos im Restaurant Hirzen in Schinznach Dorf

Der Tisch ist gedeckt

EC. Schon ist es wieder vorüber, das Diner Dionysos, und man kann nur noch in Erinnerung schwelgen. Aber in einem Punkt waren sich Weinzirkler und Gäste dieses Jahr einig. Es war ein Diner der Superlative, das unser Präsident, Roland Brütsch, wie immer unterstützt von Sabina, dieses Jahr auf die Beine gestellt hat. Das Motto war ‚Klassische neue Welt – Moderne alte Welt’, worunter sich natürlich zu Anfang die wenigsten etwas vorstellen konnten, aber das sollte sich bald ändern.

Empfangen wurden wir am 13. November in der Wirtschaft zum Hirzen in Schinznach Dorf mit einem feinen Glas Schaumwein, einem ‚Fragolino Bianco’. Dieser modern ausgebaute Fragola aus dem klassischen Weinbaugebiet Tessin machte dann auch gleich klar, was das Motto des Diners meinte, und er war der passende Auftakt eines wunderbaren kulinarischen Erlebnisses.

Schon bald ging es zu Tisch und man konnte die mit Spannung erwartete Speisefolge nachlesen. Da gab es auch schon die ersten erstaunten Gesichter. Dass die angekündigten Sauvignon Blanc Weine hervorragend mit Jakobsmuschel und Riesencrevette zusammen passten, daran zweifelte niemand, aber diese Meeresdelikatessen auf einem leichten Rahmsauerkraut - da durfte man gespannt sein. Zuerst kamen aber die Weine. Der Sancerre aus dem Loire Gebiet überzeugte mit den typischen Aromen die Sauvignon Blanc Liebhaber, wobei der Cuvaison aus Carneros, Kalifornien, mit seiner wuchtigen Frucht an unserem Tisch mehr punktete. Dann kam der erste Gang und wir kosteten vorsichtig, ja leicht misstrauisch, das Sauerkraut zum Weisswein. Und siehe da, der Rahm hatte dem Sauerkraut die Säure soweit genommen, dass es perfekt zu Jakobsmuschel und Riesencrevette passte und mit dem Sauvignon Blanc absolut harmonierte.

Der Anfang war geglückt. Nach diesem Gaumenschmaus kamen die Chardonnays in die Gläser. Ein wunderbar fruchtiger Chablis, natürlich aus dem Burgund, und ein Chapel Hill mit feiner Holzaromatik aus dem McLaren Vale in Australien. Beide Weine wussten zu gefallen, und man wunderte sich, was wohl das Emmerotto mit Pilzen sein würde, das dazu serviert werden sollte. Von Roland erfuhren wir, dass Emmer eines der Urgetreide ist, das jüngst wieder vermehrt angebaut wird, und dass im Menu anstelle eines Risotto eben nun ein Emmerotto folgen würde. Und wie es folgte, es war wieder ein Fest für die Sinne, die beiden Chardonnays abwechselnd zum Emmerotto mit seinen Getreide- und Pilzaromen zu geniessen.

Nun kamen die Rotweine, Pinot Noir zu Wachtelbrust und –schenkel auf Wintergemüse. Der modern gekelterte Pommard zeigte, was man in unseren Breitengraden mit Blauburgunder machen kann. Und der Cuvaison, wiederum aus Carneros, Kalifornien, betörte uns mit seinem Beerenduft und schmeichelte unserem Gaumen. Auch hier wieder Harmonie pur zwischen Wein und Essen. Von der Wirtin, Lisbeth Keist, erfuhren wir noch, dass die vermeintlichen Karotten im Gemüse Kürbisse waren.

Schon ging es auf den Hauptgang zu und der Mourvèrdre wurde eingeschenkt. Beides kräftige tanninreiche Weine, die nach entsprechendem Essen verlangten. Waren die bisherigen Weine alle aus den Jahren 2007-2008, so freuten wir uns nun auf einen Bandol 2004 und ein Turkey Flat 2006 aus dem Barossa Valley in Australien. Der Südfranzose kam trotz seines schon stattlichen Alters noch sehr würzig-fruchtig daher und entfaltete sich im Gaumen gewaltig. Nicht weniger intensiv war der Turkey Flat, der mit seiner pfeffrigen Würze und dem präsenten Tannin auf sein Potential hinwies. Diese auserlesenen Vertreter von Weinen aus der Mourvèrdre Traube mundeten uns grossartig zu den zartrosa gebratenen Würfeln vom Lammrücken an einer Kräutersauce, serviert in einem Kartoffelstockring mit Gemüse garniert.

Nach diesem erstklassigen Hauptgang freuten wir uns auf den Sauternes Cru Classé aus Barsac. Er zeigte die ganze Palette tropischer und getrockneter Früchte, gepaart mit süssen Honignoten, ohne aber klebrig oder plump zu wirken. Dazu wurde ein Mandelnougatparfait mit Dolce Vino Birne gereicht. Mit dieser himmlischen Früchtekomposition liessen wir dieses ausgezeichnete Diner ausklingen. Und für die meisten Gäste war klar: Im Hirzen waren wir vielleicht das erste, aber sicher nicht das letzte Mal.

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